Burg Waldmannshausen

Geschichte der Burg Waldmannshausen bis 1935

Wie alt der Ort und die Burg sind, kann man nicht mehr feststellen. Woher der Name kommt, ist auch nicht geklärt. Die Herren nannten sich Walpot von Waldmannshausen. Walpot kann bedeuten: Waldbote, das ist Forstverwalter. Oder es kommt von: gewalt bote; dann wäre anzunehmen, daß die Burginhaber die Gerichtsbarkeit ausübten. Auf alle Fälle waren es Adelige, freie Ritter, die auf der Burg saßen. Liberi milites und domini werden sie in den Urkunden genannt. Von ihrer Burg ist heute die Ruine im Park erhalten.

Die erste Urkunde stammt vom 21. 10. 1138. Sicherlich waren Burg und Geschlecht älter. Es erscheinen in dieser Urkunde ein Siegfried, Gebhard und Friedrich von Waldmannshausen, Namen, die sich in den folgenden Jahrhunderten immer wieder in der Familie forterben.

Die von Waldmannshausen sind in der großen Geschichte nicht unbekannt geblieben. Das sieht man daraus, daß der erste Ordensmeister des deutschen Ritterordens ein Heinrich Walpot von Waldmannshausen gewesen ist, er war mit seinem Herzog dem Kreuzzugsaufgebot Barbarossas gefolgt und ist auch im gelobten Lande gestorben (24. 10. 1200). Dort liegt er mit dem Sohne Barbarossas, Herzog Friedrich von Hohenstaufen-Schwaben, in einer Grabstelle: ein Zeichen, in welch hohem Ansehen dieser Waldmannshausen gestanden hat. Die noch heute bestehende Seitenlinie der Waldbott von Bassenheim spricht ihn als ihren Ahnherrn an. Aus dem Amte wurde ein Namensteil, da er bei der Familie erblich geworden war. Zu Ehren der Waldmannshausen soll der deutsche Ritterorden die Stadt Passenheim in Ostpreußen benannt haben. Noch um 1250 kommen die Waldmannshausen als Waldboten der Grafschaft Dietz vor. Ihr Wappen ist das weiß-rote Strahlenwappen, 6- oder 12geständert. Der erste Walpodo von Waldmannshausen erscheint urkundlich 1267.

Der Lehnshof derer von Waldmannshausen war sehr ansehnlich; 16 Vasallen werden in der Urkunde genannt, die wohl nur zum Teil wieder Adelige waren.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts starben die Grafen von Dietz aus. Adolf von Nassau, die spätere oranische Linie, erbte Dietz. Nun gehörte das Gut unmittelbar zu Nassau-Dillenburg.

Besitz und Waldbotenamt von Waldmannshausen wechselten in den folgenden Jahrhunderten öfters ihre Inhaber. Um 1500 saß dort die Seitenlinie Reiffenberg. Sie verkaufte den Waldboten an die Liebensteins. Außerdem saßen hier noch die Spriekart von Waldmannshausen, deren Adel aber angezweifelt wird. Sie starben 1562 aus. Wichtiger ist, daß die Liebensteins 1477 Thebes von Waldmannshausen mit Burg und Gut belehnen. Dieser Thebes hat 1486 das neue Burghaus erbaut, das wir heute die Burg nennen. Die alte Burg wurde verlassen, weil sie baufällig geworden war. Die neue Burg war, wie die alte, von einem Wassergraben umgeben, hatte ursprünglich kein Kellergeschoß, nur riesige, sehr starke und tiefe Grundmauern, wie bei Wasserburgen üblich.

Thebes von Waldmannshausen starb 1526. Sein Grabstein ist in der Blasiuskapelle zu sehen.

Der 30jährige Krieg muß der Gegend schwere Schäden gebracht haben. Das Land ringsum war von 17.000 Schweden unter von Baudissin besetzt, die Burg wurde völlig ausgeplündert. 1656 sind die Thebes von Waldmannshausen im Mannesstamme ausgestorben. Am 15. 3. 1656 erbte Philipp Vogt von Elspe zu Bamenohl das ehemalige Lehen Waldmannshausen. Philipp hatte eine Tochter des letzten Waldmannshausen zur Frau. Dieser Philipp muß ein sehr streitbarer Herr gewesen sein. Das Archiv in Wiesbaden birgt eine Unmenge von Prozeßakten dieses Erben von Waldmannshausen.

Das Gut blieb bis 1777 bei dieser Familie, dann fiel es an die Oranier. Von diesen kaufte es der oranisch-holländische Regierungsrat C. H. von Erath. An ihn erinnert die Inschrift am Gutshof: gubernator Indiae orientalis. Er war holländischer Gouverneur auf Java. Dort hatte von Erath ein größeres Vermögen erworben und kaufte 1786 Gut und Burg für 86.000 Goldgulden. Er wurde in den Reichsritterstand erhoben und erhielt den Beinamen “zu Waldmannshausen“. Dieser C. H. von Erath hat auch den Neubau, das heutige Schloß, errichtet. Aber “Schloß“ war es nur von außen. Es diente als Kornspeicher und Pferdestall. Auch der Gutshof ist von ihm 1790 neu erbaut worden.

Diese Eraths hatten 6 große Höfe im Besitz, von denen Waldmannshausen nicht der bedeutendste war. Aber die Neuadeligen reizte der alte Adelssitz, darum nahmen sie hier Wohnung. Dieser Umstand ist den Bauern der Umgebung zum Verhängnis geworden, als der Sohn Eraths das Gut erbte. Die Bauern waren meistens wohlhabend. Benötigten sie aber Geld, so gingen die zum reichen Erath, der sich in der übelsten Weise als Bauernleger betätigte. Bald waren alle Bauern der Umgebung von ihm abhängig.

Im Jahre 1870 fiel das Gut im Kaufwege für 340.000 Gulden an die ehemaligen Herzöge von Nassau, die auch Schloß Weilburg und den Windhof, unser erstes Schullandheim, besaßen. Das Gut Waldmannshausen war damals 221 ha groß, wovon 142 ha unterm Pflug waren.

Die von Eraths sind 1875 ausgestorben, nachdem sie bereits 1835 das Gut verkauft hatten, und zwar an den Frankfurter Bankier Bethmann, einen Urahn des späteren Reichskanzlers Bethmann-Hollweg. Der Schwiegersohn und Erbe Bethmanns ließ in die Burg den Zwischenstock und das Holztreppenhaus einbauen. Die Großherzogin von Luxemburg, die Erbin der herzoglich nassauischen Linie, verkaufte das Gut 1928 an den Bezirksverband der Provinz Hessen-Nassau. Dieser baute unter großem Kostenaufwand Burg und Schloß zu einem Erholungsheim seiner Nervenheilanstalt in Hadamar um. Als dieses im Jahre 1933 aufgehoben wurde, erwarb der Schullandheimverein der Oberrealschule mit Reformrealgymnasium Hagen i.W. Burg und Schloß Waldmannshausen mit etwa 23 Morgen Park und Gartenland. Am 1. Mai 1935 wurde das Heim eingeweiht.

Hubricht, Arthur,
Schullandheimverein Waldmannshausen e.V., 500 Jahre Burg Waldmannshausen, S. 7-9

Aus dem Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler von Hessen:

ELBGRUND Kreis Limburg. Lehenhof Waldmannshausen (jetzt Schullandheim). Stammsitz der 1136 zuerst genannten Familie von Waldmannshausen. – Dreigeschossiger spätgotischer Steinbau mit hohen Giebeln, an zwei entgegengesetzten Ecken Rundtürme mit Kegeldächern, in der Mitte der vorderen Längsfront runder Treppenturm. Im Erdgeschoß gotische Fenster, die oberen und das Innere um 1800 umgestaltet (Treppenhaus). Aus dieser Zeit auch das repräsentative ehem. Wirtschaftsgebäude, ein Rechteckbau mit niedrigen Seitenflügeln und größerem, durch Pilaster, Triplyphenfries und Dreieckgiebel gegliedertem Mittelbau. – Westlich des Hofes in dem kleinen anglisierten Park die Ruine einer mittelalterlichen Burg. Inmitten eines kreisförmigen Walles mit innerem Graben die stark zerfallenen Mauern eines wohl gotischen Rechteckgebäudes mit zwei runden Ecktürmen, um 1800 restauriert und verändert. – Das Herrenhaus des benachbarten, wohl ehemals zugehörenden Hofes 1790 erbaut.